Was kannst du tun, um anständige Vocal-Aufnahmen zu bekommen, wenn du im Homestudio aufnimmst? Akustische Stellwände bauen! Diese kannst du nämlich nur bei Bedarf hinzuziehen, um Platz zu sparen.
Akustische Stellwände
Akustische Stellwände, auch "Gobos" genannt, werden zur besseren akustischen Kontrolle von Räumen bei der Aufnahme verwendet. Bei der Aufnahme in kleinen Räumen können durch leicht verzögerte Reflexionen von den Wänden Phasenverschiebungen entstehen. Diese sind in der Nachbearbeitung nicht reparabel. Größe Räume können Echos auf der Aufnahme verursachen. Akustische Stellwände sind hierfür eine sehr effektive und kostengünstige Lösungsmöglichkeit.
In dieser Anleitung findest du akustische Stellwände in zwei Größen. Sie sollen Reflexionen und Hall deines Raumes absorbieren. Der Verwendungszweck dieser mit Steinwolle gefüllten Stellwände ist die Reduktion des Raumhalls bei der Aufnahme von Stimmen und Instrumenten. Um mehr Raumklang zu erhalten, kannst du die Abstände der Stellwände bei der Aufnahme einfach vergrößern.
Alternativ zu den akustischen Stellwänden kannst du an der Wand befestigte Breitbandabsorber bauen. Eine Anleitung dafür findest du hier.
Materialien
Möbelholz (für Außenrahmen)
8 x 200 cm Brett
8 x 100 cm Brett
Kantholz (für Innenrahmen)
8 x 187,5 cm
8 x 124,5 cm
16 x 92, 5 cm
16 x Metallwinkel (für Außenrahmen)
2 1/2 Pakete Thermarock 50
60 mm Stärke
Molton, 130 cm breit
4 x 135 cm
4 x 200 cm
Nägel
20 - 30 mm lang
Tacker + Nadeln (für die Befestigung des Moltons)
Schrauben (für Innenrahmen)
Schritt 1: Außenrahmen zusammenfügen
Zuerst fügst du den Außenrahmen mit Hilfe der Metallwinkel und Schrauben zusammen. Die zwei kurzen Stellwände haben eine Absorptionsfläche von 125 cm, die zwei Langen 188 cm. So musst du die Steinwolle nicht schneiden, denn in die kurzen Stellwände passen genau zwei und in die langen Stellwände genau drei Steinwolleplatten nebeneinander hinein.




Schritt 2: Innenrahmen zusammenfügen
Nun fügst du die Innenrahmen zusammen, auf die du im nächsten Schritt den Stoff bespannst. Für das Zusammenfügen bohrst du zunächst vor und verwendest anschließend lange Schrauben. Alternativ sind auch Winkel möglich. Damit sich die Schrauben möglichst sauber und gerade reindrehen lassen, eignen sich Schraubzwingen sehr gut.

Schritt 3: Innenrahmen - Stoff bespannen
Nun bespannst du den Innenrahmen mit Molton. Hierfür schneidest du ein entsprechend großes Stück ab, legst es auf eine gerade Fläche (wie z. B. auf den Boden) und legen den Innenrahmen darauf. Anschließend spannst du den Stoff, sodass keine Falten und Kanten entstehen. Der schwierigste Part hierbei sind die Ecken, jedoch hat man den Dreh ziemlich schnell raus, dann geht es relativ leicht von der Hand.



Schritt 4: Außenrahmen - Steinwolle
Als nächstes legst du die Steinwolle in den Außenrahmen. Da ggf. kleine Schlitze entstehen können bzw. die Steinwolle durch den Innenrahmen nicht 100% abgedichtet ist, habe ich die Steinwolleplatten zuerst in Folie eingewickelt. Das würde ich heute nicht mehr so machen. Steinwolle ist gesundheitlich unbedenklich und kann ohne Verwendung der Folie in den Absorber eingefügt werden, zumal die Folie die akustischen Eigenschaften des Absorbers negativ beeinflussen kann. Für die kurzen Stellwände werden 4 Platten benötigt, für die langen Stellwände sind es 6 Platten.


Schritt 5: Außen- und Innenrahmen zusammenfügen
Als nächstes verbindest du die Außen- und Innenrahmen, dies geht mithilfe von Nägeln an den Seiten relativ einfach. Wichtig hierbei ist, dass der Abstand der Nägel an den Ecken nicht zu groß ist, da sich der Innenrahmen durch den Gegendruck der Steinwolle sonst nach außen wölbt.


Schritt 6: Außenrahmen - Kantenumleimer
Nun folgt eine etwas fummelige Arbeit. Das Anbringen der Kantenumleimer erfordert etwas Geduld. Du musst mit dem Bügeleisen auf niedriger Stufe(!) langsam und oft über die Umleimer fahren, damit der Klebstoff weich werden und wirken kann. Daher bist du verhältnismäßig lange damit beschäftigt, die Umleimer anzubringen. Anschließend fährst du mit einem Cutter-Messer an den Kanten entlang, um abstehende Stücke abzuschneiden. Danach hast du es schon geschafft!



Dieses Tutorial wurde ursprünglich von BlackBender erstellt, ich habe es lediglich auf meine Wünsche angepasst (Innenrahmen-Lösung). Hier geht es zum ursprünglichen Tutorial.
Möchtest Du Breitbandabsorber für die Montage an den Wänden bauen?
Hier findest Du eine DIY Anleitung dafür.
4 Gedanken zu „Akustische Stellwände [DIY Anleitung]“
Danke für die Idee mit den akustischen Stellwänden! Wir sind eben bei dem Hausbau und müssen vielleicht den Ratschlägen des Freundes folgen. Der Sohn mag ja Heavy Metal. Wenn er mit seinen Freunden zusammenkommt, fällt uns ein bisschen schwer, diese Musik zu verstehen:) Aber wir glauben, wenn wir einen optimalen Schallschutz schon bei den Bauarbeiten leisten, entstehen dann keine Probleme:) Jede Generation hat doch ihre eigenen Vorlieben:) Danke für Tipps!
Hallo Herr Herzog, danke für die tolle Anleitung. Noch eine Frage dazu: wie breit sind die Außenbretter die sie verwendet haben? Ich nehme an, dass Sie jeweils 2 Steinwollpplatten aufeinander gelegt haben. Bei Thermarock 50 geben Sie eine Stärke von 60mm an. Der Innenrahmen braucht ja ebenfalls noch Platz. Ich nehme nicht an, dass man den einfach reinpresst. Vielleicht können Sie neben der Länge der Bretter und des Kantholzes noch die Breiten und Stärken angeben. Viele Grüße!
Hallo Herr Becker,
tatsächlich habe ich beim Bau der mobilen Absorber zu dicke Platten verwendet und diese reingepresst. Das würde ich heute nicht mehr so machen. Die Platten sind zwar recht weich und lassen sich leicht in Form bringen, eine 60er Stärke vom Thermarock würde ich für diese Absorber allerdings nicht mehr verwenden. Stattdessen wäre eine 40er Stärke besser geeignet, die Innenrahmen fixieren die Steinwollplatten durch den leichten Gegendruck ganz gut. Wenn zu viel Luft im Absorber ist, also die Steinwolle ebenso dick ist wie der Platz zwischen den Innenrahmen, könnte sich die Steinwolle setzen und sich eine Art Bauch im Absorber bilden. Die Stärke der Innenrahmen beträgt 2cm.
Ich hoffe das hilft Ihnen weiter!
Viele Grüße
Andi Herzog
Folie zu verwenden ist klug! Einige denken, dass man damit dem Absorber seine Absorbtionsfähigkeit nimmt, was auch stimmt, jedoch nur in den obersten Höhen. Folie sorgt dafür, dass alle problematischen Frequenzen absorbiert werden, da dies diese durch die Folie ungehindert passieren und von der Wolle geschluckt werden. Dadurch, dass Folie verwendet wird, reflektiert der Absorber möglicherweise wieder ein bisschen mehr oberhalb von ca. 10KHz, was lediglich ein bisschen das natürliche Raumempfinden wiederherstellt. Für Absorber in Veranstaltungsräumen nutze ich sogar immer doppelte oder 0,5mm dicke Folie um noch mehr Reflektionen in den Höhen zurückzugeben.
Fazit: Folie sorgt für weniger Absorbtion und mehr Reflektion oberhalb von 10KHz, wodurch das Panel subtiler aber im für Studios wichtigen Frequenzspektrum ebenso effektiv absorbiert. Das Ergebnis ist eine ebenso effiziente, aber natürlichere und unauffälligere Absorbtion. So hat man nie wieder Probleme mit Räumen, die in den Höhen „totgedämmt“ sind und somit für eine beklemmende Akustik sorgen. Also: Immer Folie nehmen 🙂