Viele Produzenten und Mix-Engineers besitzen eine unglaubliche Menge an Third-Party Audio Plugins. Jedes von diesen Audio Plugins hat seine angebliche Daseinsberechtigung. Ist das wirklich so? Brauchen wir hunderte von Audio Plugins und dann auch immer die Allerneusten der Neusten?
Die meisten Audio Plugins, die mit der DAW mitgeliefert werden, reichen meist aus. Du kannst einen kompletten Mix kann mit Standard-Plugins sehr gut erledigen. Du musst die Plugins nur kennen lernen.
Stock Audio Plugins
Die Synths, die z. B. in FL Studio oder in ProTools enthalten sind, sind sogar ausreichend um eine stabile Produktion auf die Beine zu stellen. Bei der Produktion finde ich es aber auch nicht verkehrt, ein paar Third-Party Audio Plugins anzuschaffen, um aus einem größeren Soundpool wählen zu können. Im Gegensatz dazu ist beim Mixing jedoch in der Regel alles nötige vorhanden. Von EQ und Compressor, bis Chorus und Reverb gibt es alles, was für einen anständigen Mix nötig ist. Für etwas Variation gibt es dazu einen Haufen an kostenlosen Audio Plugins, die den Werkzeugkasten bereichern.
Sind teure Plugins sinnvoll?
Nicht unbedingt, aber es gibt einige Ausnahmen. Der Vorteil kostenpflichtiger Audio Plugins ist meist der, dass diese einen besseren Workflow ermöglichen. Man kommt mithilfe dieser Tools meist schneller ans Ziel als mit DAW-eigenen oder kostenlosen Plugins. Bei vielen Premium-Plugins werden mehrere Bearbeitungen in einem Schritt ausgeführt, wie beispielsweise Kompression und Saturation. Der Kauf von Plugins ist immer dann sinnvoll, wenn der Workflow beschleunigt, oder das Endergebnis verbessert werden kann.
Speziell bei EQs ist das Design meist nur eine Sache der Haptik. "Analoge Wärme", "Konsolendesign" und sonstige Marketing-Anpreisungen können auch mit normalen EQs und ein wenig Verzerrung erreicht werden. Das wurde besonders in einem Workshop der HOFA Workshop Days deutlich, in dem Jochen Sachse verschiedene EQ-Einstellungen von Premium-Plguins mithilfe eines Analyzers auf verschiedenen anderen EQs exakt reproduzieren konnte. Frequenz- und Q-Werte waren dabei nicht dieselben, jedoch konnte er mit jedem EQ an denselben Punkt kommen. Hier sind wir wieder beim Punkt des Workflows: wenn ein Premium Plugin den gewünschten Sound wesentlich schneller erreicht, lohnt es sich.
Herangehensweise
Mit dieser Technik kannst Du herausfinden, ob Du Third-Party Audio Plugins benötigst:
- mache einen Mix in Deiner DAW und benutze dabei nur Stock-Plugins
- sollte dir ein Sound nicht gefallen (z. B. der Stock Chorus), ziehe Free-Plugins hinzu
- versuche den Mix (am Besten möglichst viele Mixe) vollständig, nur mit Stock und Free-Plugins zu mischen
- achte auf Aspekte, die dir fehlen, oder Techniken, die vielleicht zu aufwändig waren
- lade dir Demos von kostenpflichtigen Audio Plugins herunter und teste, ob die Plugins wirklich eine Verbesserung bringen
Schnell wirst Du merken, dass die meiste Arbeit problemlos mit den Standardplugins ausgeführt werden kann und die ganzen Analog-Simulationen meistens gar nicht so toll sind, wie ihr Marketing. Lediglich die EQs, die Saturation enthalten finde ich persönlich für das Boosting gut. Da gibt es aber auch Freeware, wie den TDR VOS SlickEQ, der hervorragend klingt.
Vorteile
Wenn du in der Lage bist, einen Großteil oder sogar den kompletten Mix, mit Stock-Plugins zu abzuarbeiten, wirst du flexibler. Wenn du deine gewohnten Tools mal nicht zur Hand hast, wirst du dadurch in der Lage sein effektiver zu mischen als jemand, der seinen Mix von bestimmten Audio Plugins abhängig macht. Häufig sind Emulationen analoger Geräte sehr CPU-lastig. Daher sparst du zudem Rechenleistung, wenn mit Stock-Plugins arbeitest.
Du lernst die Arbeitsweise der Plugins kennen und wirst merken, dass die meisten Probleme im Mix mittels Pegel, EQ und Kompression gelöst werden können. Graham von The Recording Revolution bestätigt dies:
When you mix, do you ever go a little overboard with plugins? I know I do.
It starts with a little EQ here and a little compression there. But 30 minutes later I’ve got effects and emulations and every kind of processing under the sun inserted in my tracks. Are all those plugins making my mix better? Probably not.
So why do we use them?
Two reasons: we underestimate the power of simple volume, EQ and compression and we overestimate the significance of every other kind of effect.
Fazit
Nicht alles was glänzt ist Gold, das gilt auch für Plugins. Konzentriere dich darauf das zu nutzen, was bereits vorhanden ist und den optimiere den Umgang damit. So kannst du alle verfügbaren Tools bestmöglich einsetzen. Auf ans Mischen!
Ein Gedanke zu „Warum zu viele Plugins den Sound zerstören“