Die Phase ist einer der wichtigsten Punkte beim Mixing eines Songs. Sie ist entscheidet, ob einzelne Spuren miteinander funktionieren können. Das ist vor allem wichtig, wenn Instrumente oder Stimmen mit mehreren Mikrofonen aufgenommen werden. Durch den unterschiedlichen Abstand der Mikrofone zur Schallquelle entstehen hier Laufzeitunterschiede, die sich in einer Verschiebung der Wellenform widerspiegeln.
Was ist Phase überhaupt?
Kurz und simpel ausgedrückt: Geräusche werden durch Vibrationen der Luft durch den Raum getragen, bis sie unser Ohr treffen. Diese Vibrationen werden von der Mikrofonmembran in elektrische Signale umgewandelt. Diese werden uns in unserer DAW als Wellen dargestellt. Wenn die Wellen des linken und rechten Audiokanals einen zeitlich identischen Verlauf haben, verstärkt sich das Signal und klingt für uns richtig.
Ist dem aber nicht so, löschen sich die Signale komplett aus, wenn sie exakt identisch sind und gespiegelt übereinander liegen. Liegen die Wellen nicht exakt übereinander und sind nur etwas verschoben, so kann ein hohler oder schwach klingender Sound entstehen.
Wie funktioniert Phase?
Man kann sich das so vorstellen: Ganz oben ist der Wert +1, in der Mitte 0 und ganz unten -1. Wenn nun also die rote Wellenform oben ist und den Punkt +1 erreicht hat, so ist die blaue Spur im selben Moment ganz unten beim Punkt -1. Die Summe dieser zwei ergibt 0 = wir hören nichts. Diese einfache Erklärung wurde mir an der vermittelt.
Früh prüfen
Damit man sich beim Mixing nicht fragen muss, warum der Sound denn so schwach klingt, obwohl man alle Plugins durchprobiert hat, sollte man sich nach dem Mix-Grundgerüst (Lautstärke- und ggf. Panoramaeinstellungen) um die Phase kümmern. Natürlich kann man dies auch vorher tun. Hierbei sollte bei jedem Instrument die Phasenlage umgekehrt und auf Verbesserungen oder Verschlechterungen geprüft werden. Natürlich kann man hier auch mit einem Korrelationsgradmesser arbeiten, jedoch kann eine Phasenverschiebung geschmacklich manchmal von Vorteil sein, daher sollte das Ohr das letzte Wort haben.
In ProTools ist das auf verschiedenen Wegen möglich:
1. 1-Band EQ
Beim 1-Band, oder auch beim 7-Band-EQ, gibt es einen Phasenumkehr-Button. Der 1-Band EQ nimmt weniger CPU-Leistung in Anspruch und ist einfach und schnell zu bedienen. Dieses Plugin ist in einem Mixing-Template als erstes Plugin in jedem Kanal sehr sinnvoll. Hier ist neben der Phasenprüfung auch gleich der richtige Low-Cut möglich. Alles mit sehr wenig CPU-Beanspruchung.
2. Trim Plugin
Auch das Trim Plugin besitzt einen Phasenumkehr-Button, Trimming ist ebenfalls hilfreich für den Grundmix. Es ermöglicht das grobe Ausbalancieren der Lautstärken, um möglichst alle Fader in den Bereich der feinsten Auflösung zu bekommen (im Bereich von 0). Auch dieses Plugin kommt mit sehr wenig CPU-Leistung zu Recht.
3. Audio Suite
Wer sich phasenumkehr-bedingte CPU-Belastung komplett sparen möchte, kann die Phasenumkehr über die Audio Suite durchführen. Dies funktioniert jedoch nur bei Audioclips. Instrumentenspuren müssen in diesem Fall erst zu Audio gebounced werden, dies ist aber vor einem Mixdown sowieso empfehlenswert.
Fazit
ProTools bietet mit Stock-Plugins und der Audio-Suite vielseitige Möglichkeiten der Phasenprüfung. Außerdem sind gleichzeitig viele andere Aufgaben des Grundmixes zu bewältigen, sodass das Prüfen der Phase leicht in eine Grundmix-Reihenfolge eingearbeitet werden kann. Hier kann z. B. folgende gewählt werden:
- Lautstärken anpassen
- Low-Cut setzen
- Phase prüfen
- Panorama setzen
- usw.
Die Phase beeinflusst deinen Sound maßgeblich, daher solltest du sie bereits vor dem Mixing prüfen.