Mix vorbereiten – Das Abmischen richtig angehen

Die Art und Weise wie ein Mix vorbereitet ist kann entscheidend für seine Qualität sein. Je mehr technische Dinge während der Vorbereitung erledigt werden, desto größer ist der Fokus auf kreative Aufgaben beim Mixing. In diesem Artikel zeige ich Dir wie Du einen Mix richtig vorbereitest, um bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit zu erhalten.

Eigener Produktionsschritt

Zunächst ist es wichtig die Vorbereitung des Mixes und das tatsächliche Abmischen als getrennte Phasen zu betrachten. Es ist von Vorteil die beiden Phasen an verschiedenen Tagen oder mit einigen Stunden Abstand abzuarbeiten. Die Vorbereitung beginnt schon beim Export des fertig produzierten und aufgenommenen Tracks.

Export

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Bevor Du eine Mixing Session anlegst musst Du beim Exportieren der Spuren auf hohe Qualität achten.

Beim Export des Songs für das Mixing gehst Du vor, als würdest Du Deinen Song für einen Mix im Tonstudio vorbereiten. Beim Mixing eigener Projekte sind die Effekte ggf. etwas anders zu behandeln, als im verlinkten Artikel empfohlen. Wenn Du selbst mischst, kannst Du kreative Effekte mit exportieren, sofern Du sie genauso haben und in der Mixing Session nicht verändern möchtest. Künstlerische Ideen gehören in den Produktionsprozess. Wenn Du also ausgefallene Effekte auf Instrumenten verwenden möchtest, kannst Du das während der Produktion tun, um beim Mixing mehr auf qualitative Aspekte achten zu können.

Das Mixing wird Dir leichter fallen, wenn vor dem Export der Spuren die Lautstärkeverhältnisse grob einstellst, sodass der Gesamtklang des Mixes schon in die gewünschte Richtung geht. Diesen Rough Mix gilt es dann beim Mixing zu verfeinern und aufzuwerten.

Referenztracks

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Referenztracks sind ein guter Maßstab für professionelle Mixes.

Um nicht ins Blaue hinein zu mischen, sind Referenztracks ein wichtiges Werkzeug. Suche Dir einige Songs Deines Genres, die Deinem Wunschsound am ehesten entsprechen und vergleiche Deinen Mix immer wieder damit. So behältst Du während dem gesamten Prozess das Frequenzbild und die Dynamik Deines Mixes im Auge und erkennst Unausgewogenheiten schneller. Auch beim Mastering bieten Referenztracks eine gute Orientierung für die Lautheit des Masters. Idealerweise vergleichst Du schon den Rough Mix vor dem Export mit den Referenztracks, sodass Du möglichst ausgeglichene Pegelverhältnisse erreichst.

Mixing Session

Die Mixing Session in Deiner DAW sollte so übersichtlich und organisiert wie möglich sein, damit Du Ideen schnell umsetzen und Probleme lösen kannst. Dabei sind sowohl die Reihenfolge und Farbe der Spuren, als auch ordentlich vorbereitete AUX- und Gruppenkanäle wichtig.

Auch die im Mix verwendeten Plugins gehören schon vor dem Mixing-Prozess in die Inserts der Kanäle, zumindest EQs, Kompressoren und Send-Effekte.

Eine Anleitung für eine übersichtliche Mixing Session in ProTools findest Du hier, wenn Du mit FL Studio arbeitest, hilft Dir dieser Artikel.

Zero the Faders

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Wenn Du einen Mix von "null" beginnst, kannst Du einen stärkeren Fokus auf ein solides rhythmisches Grundgerüst setzen.

Das ist entscheidend: bevor Du den Mix beginnst, ziehst Du alle Fader herunter. Das widerspricht auf den ersten Blick der Idee des Rough Mix am Ende der Produktionsphase, hat aber einen anderen Zweck.

Der Rough Mix am Ende der Produktion übernimmt die Aufgabe des Gain Staging. Da der Mix dadurch schon zu Beginn eine grobe Ausgewogenheit der Pegel mit sich bringt, werden sich alle Fader in einem ähnlichen Bereich bewegen, sodass Einstellungen feiner erfolgen können.

Bei der “Zero the Faders”-Methode baust Du zunächst das Grundgerüst aus den Drums und ziehst ein Instrument nach dem anderen hinzu. Dabei kommen die wichtigsten Instrumente zuerst, um ihnen die prominentesten Plätze zu sichern.

Da Du die Instrumente ihrer Wichtigkeit nach aufstellst, erkennst Du Probleme zwischen ihnen schneller. Wird der Gesamtklang schlechter, wenn ein Instrument hinzu kommt? Gibt es probleme in einem bestimmten Frequenzbereich? Ist die Phase korrekt, oder muss sie gedreht werden?

Diese Fragen können leichter beantwortet werden, wenn die Instrumente nach und nach hinzu kommen, weil sich Verschlechterungen offensichtlicher zeigen.

Zurechtstutzen

Beim Aufbau des Grundgerüstes mit den Drums und den Instrumenten kannst Du nicht benötigte Frequenzen und Störgeräusche mittels Low-Cut und High-Cut-Filtern loswerden. Den Low-Cut wirst Du auf fast jeder Spur benötigen, den High-Cut eher seltener. Ziel dieser Übung soll sein, nur die musikalisch notwendigen Teile des Signals zu behalten und Raum für andere Instrumente zu schaffen. Räumst Du das Low-End gut auf, wirken Kick und Bass wesentlich besser im Mix und werden nicht von anderen Signalen überdeckt (=Maskierung).

Reihenfolge

Die Bestimmung einer Reihenfolge hilft Dir dabei, die wichtigsten Instrumente zuerst zu berücksichtigen.

Wie schon erwähnt baust Du zunächst ein Grundgerüst aus Drums und ziehst die Instrumente ihrer Wichtigkeit nach hinzu. Die erste Spur ist die Kick, sie ist in der Regel die lauteste Spur eines Songs. Gute Startwerte liegen zwischen -18 dBFS und -10 dBFS, um genügend Headroom für Processing und Summenbearbeitung zu schaffen.

Zwar arbeitest Du Dich nach und nach durch jedes Instrument, solltest aber bei Problemen nicht zwangsläufig das neu hinzugekommene Instrument bearbeiten. Es kann manchmal besser klingen, wenn schon bestehende Instrumente bearbeitet werden, um Platz zu schaffen. Hier ist experimentieren hilfreich. Es kann sich sogar ergeben, dass anfangs wichtige Instrumente im späteren Verlauf weniger wichtig werden und eher in den Hintergrund rücken. Das sind kreative Entscheidungen, die Du beim Mixing triffst.

Ich empfinde es als hilfreich, den Bass erst nach den Instrumenten in den Mix zu holen, um Frequenzprobleme und Maskierungen bei den Instrumenten deutlicher zu erkennen. Durch die erwähnten Low-Cuts schaffst Du beim Mixing der Instrumente bereits Platz für den Bass. Er wird daher in der Regel nicht maskiert. Ziehst Du den Bass jedoch direkt nach den Drums in den Mix, kannst Du zwar besser an Deinem rhythmischen Grundgerüst arbeiten, überhörst dafür jedoch vielleicht Probleme in den unteren Mitten. Eine alternative Methode hierbei ist den Bass direkt nach den Drums zu pegeln, dann zu muten und ihn erst nach dem hinzufügen der Instrumente wieder zu entmuten. Das ist der Mittelweg aus beiden Methoden. Der einzige “Gegner” vom Bass ist die Kick. In diesem und diesem Artikel findest Du Tipps für eine Harmonie von Kick und Bass.

Erst grob dann fein

Bei dem eben beschriebenen Ablauf solltest Du zunächst grobe Einstellungen, wie z. B. Pegel und Panorama, erledigen. Anschließend gehst Du auf EQing, Kompression, Reverb und weitere Effekte ein. Dein Mix ist sozusagen ein Eisblock, den Du nach und nach in eine Skulptur formst. Zuerst mit groben Werkzeugen, danach mit feinen. Für die groben Pegel-, EQ-, Kompressor- und Reverb-Einstellungen solltest Du zwischen 30 und 60 Minuten benötigen, um den Gesamtmix im Blick zu behalten. Pegel und EQ helfen der Balance, Reverb ermöglicht eine Tiefenstaffelung der Instrumente. Du stimmst den Gesamtklang nach und nach mit Deinen Referenztracks ab, bis Du mit Deinem Mix zufrieden bist.

Fazit

Eine gute Vorbereitung und Vorstellung vom Ablauf eines Mixes ermöglichen es Dir sauberer, schneller und zielorientierter zu arbeiten. Ein guter Mix benötigt Deine Konzentration auf den Klang. Technische Vorbereitungen stören diese Konzentration. Erledigst Du diese Dinge vor dem Mix, wirst Du kreativer mischen und Ideen effektiver umsetzen können.

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