Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, den feinen und ausgereiften Sound von kommerziellen Songs auf den eigenen Mixes zu erreichen. Referenztracks sind ein essenzielles Werkzeug dafür. Hier kommen die 4 wichtigsten Tipps zum Mischen mit Referenztracks.
1. Frag den Künstler
Auch wenn du mit der Zeit eine gute und stetig wachsende Sammlung an Referenztracks geschaffen hast, ist es hilfreicher vor dem Abmischen zu wissen, in welche Richtung der Künstler gehen möchte. Frage den Künstler deshalb vorab nach ein paar Beispielsongs, um eine (beidseitige) akustische Orientierung für das Projekt zu erhalten.
Frage den Künstler, was genau ihm am jeweiligen Song gefällt, um eine genauere Vorstellung vom Geschmack des Künstlers zu erhalten, ihn in den Prozess einzubinden und dadurch einen kreativen Dialog zu eröffnen. Du erhältst auch ein Gefühl dafür, welche Elemente besonders wichtig für den Künstler sind. Dadurch kannst du deinen Mix mit ebendiesen Elementen beginnen.
Extra Tipp: Besorge dir Referenztracks immer in höchstmöglicher Qualität. Wenn der Künstler eine Datei in schlechter Qualität schickt, suche selbst nach einer besseren Version. Plugins wie iZotope Ozone bieten eine integrierte Funktion für A/B-Vergleiche mit Refernztracks.
2. Makro vs. Mikro
Bei der Nutzung von Referenztracks ist es hilfreich, diese aus verschiedenen Perspektiven zu hören.
Bei der Makro-Methode blendest du Details aus und achtest auf das Gesamtbild des Mixes. Ist der Klang eher hell und klar? Gibt es bestimmte Instrumente, die den Mix tragen und deshalb etwas lauter sein dürfen? Klingt der Mix stark komprimiert oder wirken die Sounds natürlich und detailreich? Ist der Mix voll von Hallfahnen und Delays oder knochentrocken? Achte auf diese Makro-Details und vergleiche sie mit denen deines Mixes.
Bei der Mikro-Methode hörst du wesentlich kritischer hin. Deine Ohren werden zum Mikroskop, um die kleinsten Details erfassen zu können. Du achtest beispielsweise nicht nur darauf, wie laut die Kick im Vergleich zu allen anderen Elementen ist, sondern auch auf ihre Klangbearbeitung. So kannst du jedes einzelne Instrument deines Mixes mit denen des Referenztracks vergleichen und, wenn nötig, feiner einstellen.
Wenn die Stimme im Referenztrack klar und seidig, die Stimme in deinem Mix jedoch eher matt ist, weißt du sofort, dass du mittels eines EQs an den Höhen arbeiten musst. So verlierst du dein Ziel nicht aus den Augen und hast immer eine kritische Perspektive auf den Mix. Das spart dir letztlich Zeit.
Extra Tipp: Verwende möglichst nicht nur einen Referenztrack. Suche dir für jeden Mix etwa 2-3 Referenztracks, um deine Makro-Sicht zu verbessern.
3. Höre überall
Versuche, wenn du die Makro- und Mikro-Methoden anwendest, deinen Mix auf so vielen verschiedenen Abhörsystemen wie möglich zu vergleichen.
Beispielsweise können das folgende (und viele weitere) sein:
- Hauptabhöre im Studio
- Hauptabhöre laut stellen und den Mix aus dem Raum daneben hören
- Kopfhörer
- Laptop-Lautsprecher
- HiFi-Anlage
- Auto
- Smartphone
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, aber wenn dein Mix auf den oben genannten Systemen im Vergleich zu kommerziellen Songs gut klingt, bist du schon auf der sicheren Seite.
Extra Tipp: Achte darauf, die Lautstärke des Referenzsongs auf die Lautstärke deines Mixes anzupassen. Ist ein Song lauter als der andere, wird der lautere Song in den meisten Fällen besser klingen.
4. Verliere dich nicht im Detail
Das wirkt wie ein Widerspruch zur Mikro-Methode, ist es aber nicht. Bei all der hervorragenden Orientierung, die kommerzielle Songs bieten, können sie auch der Ursprung für Frustration und Kontraproduktivität sein.
Du solltest dir stets bewusst sein, dass bei den kommerziellen Songs wesentlich mehr Menschen (die z. T. auch talentierter sind) involviert sind und mehr Geld zur Verfügung steht. Viele Künstler verlieben sich in den Sound anderer Künstler und möchten möglichst ähnlich klingen, nehmen jedoch mit minderwertiger Hardware in schlechten Räumen auf und liefern eine ggf. nur halbwegs gute Performance ab. Wenn die Zutaten nicht gut sind, schmeckt das Gericht auch trotz vieler Gewürze nicht. Das Ziel bei der Verwendung von Referenztracks sollte auch keinesfalls Imitation sein.
Extra Tipp: Kopiere den Referenzmix nicht.
Der Sinn und Zweck von Referenztracks ist, das soundtechnische Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und Fehler frühzeitig zu erkennen. Hauptsächlich geht es dabei um die Qualität des Mixes. Jeder Track sollte seine Individualität besitzen und weder während der Produktion, noch beim Mixing und Mastering verlieren.