Tutorials – Hilfe und Gefahr

Tutorials - Hilfe und Gefahr

Tutorials und Fachbücher helfen speziell in den Bereichen Audioproduktion und -mixing vielen Hobbyproduzenten professionelle Techniken zu erlernen. Warum Tutorials manchmal zur zeitraubenden Gefahr werden können, möchte ich aus meiner Sicht erläutern. 

Man weiß nicht weiter und kommt nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Dieses Problem ist schnell gelöst: Kurz auf YouTube, die Problemstellung eingeben und viele Techniken zur Lösung des Problems finden. Eine sinnvolle Nutzung von Tutorials.

Mehr Theorie als Praxis

Ungünstig allerdings ist, wenn der zeitliche Anteil für Tutorials höher ist, als für die Produktion oder das Mixing. Die Problemstellung ist folgende: Tutorials und vor allem Fachbücher sind grundsätzlich wichtige und hilfreiche Mittel zur Weiterentwicklung. Wenn jedoch vor lauter Tutorialkonsum kaum mehr Zeit für die Praxis bleibt, kann das Erlernte nur schwer umgesetzt und somit vollends verstanden werden. 

Lerne ich eine Technik durch die Praxis, kann ich sie wahrscheinlich auf viele andere Situationen übertragen. Lerne ich eine Technik theoretisch, fällt sie mir vielleicht nur in Zusammenhang mit einem speziellen Problem ein. Wende ich diese Technik aber möglichst oft an, ist es wahrscheinlich, dass ich die Auswirkung tiefer verstehen und in anderen Situationen anwenden kann. 

Theoriephasen

Es spricht nichts gegen phasenweise, ausgiebige Fortbildung, beispielsweise für das Verständnis von umfangreichen Themen und Zusammenhängen. Dies gilt vor allem für Basics, denn dort ist ein hoher Zeitaufwand nicht vermeidbar und notwendig. Nichtsdestotrotz ist gerade bei den Basics viel parallele Praxisübung notwendig, um die Grundlagen schneller verstehen zu können.

Alle "Tricks" darüberhinaus sind hilfreich, wenn ein entsprechendes Problem vorliegt, jedoch sollte man nicht versuchen, alle "Tricks" in Massen auswendig zu lernen und die gesamte Zeit zu opfern. Vielleicht wird man den Problemstellungen mancher Lösungen nie begegnen. Tricks nützen nichts, wenn man den Transfer zur Praxis nicht begreift. Ich kann Dave Pensado's beste Mixing Techniken kennen, dies bedeutet nicht, dass all meine Mixes so gut werden wie seine. Er weiß nämlich, welche Situation nach welcher Technik (nicht nach welchem Plugin, mehr dazu hier) verlangt. Dieses Wissen kommt von Erfahrung und Praxis.

So viel wie nötig

Ich versuche möglichst nur aus einer Problemstellung heraus nach Tutorials zu suchen.  Oder wenn ich gerade freie Zeit habe, die ich nicht für die Produktion nutzen kann. So "opfere" ich wenig Praxiszeit und nutze dennoch die Informationen für meine Weiterentwicklung. Wenn ich Bücher lese, teile ich die Zeit möglichst so ein, dass ich das Erlernte schnell anwenden kann. Das ist kein natürlich kein Rezept. Es ist ein Weg, der für mich persönlich funktioniert. 

Schutz vor Halbwissen

Um fundiertes Grundwissen zu erlangen empfehle ich Fachbücher renommierter Autoren.  Auf YouTube und in Foren tummelt viel Halbwissen. Dies kann zu falschen Arbeitsweisen führen. Kennt man die Grundsätze und Techniken erfolgreicher Produzenten und Engineers, so kann man Halbwissen und falsche Aussagen schneller erkennen. Empfehlen kann hierfür "Mixing Secrets for the small Studio" von Mike Senior und "Getting Pro" von Andreas Mistele. Diese zwei Bücher vermitteln sowohl Basics, als auch fortgeschrittene Techniken in verständlicher Sprache und guter Struktur.

Fazit

Tutorials sind ein wichtiger Bestandteil des Studioalltags und sollten auch im Profi-Stadium nicht außer acht gelassen werden. So können neue Techniken erlernt und neue Inspiration geschöpft werden. Allerdings sollte der zeitliche Aufwand für Tutorials unter dem für die praktischen Arbeiten bleiben. Ausnahmen stellen hier Theroiephasen für das erlernen komplexer Hintergründe und Zusammenhänge. Beispiele sind hier Kompressoren oder Raumakustik. Hilfreiche Tools stellen Fachbücher erfolgreicher Mixing-Engineers bzw. Produzenten dar. Hier können zum Teil inspirierende Einblicke in ihre Tricks gegeben werden.

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